Was wäre, wenn die Kund:innen das ESG-Reporting schreiben würden?

Wichtigkeit ohne Wirkung

bringt niemanden weiter.

Kapitel 1:

Governance, oder:

Wer redet da eigentlich mit wem?

Ich hatte eine Frage.

Auf der Website stand ein Versprechen.

Am Telefon klang es, als wäre ich die Erste, die dieses Versprechen ernst nimmt. Zwischen Vision und Wirklichkeit lag ein Menüpunkt namens „Kontakt“.

Es war eine sehr einseitige Unterhaltung.

Kapitel 2:

Environmental, oder:

Der Wasserhahn tropft leise neben der Klimastrategie.

In eurem Bericht steht: 18 % weniger Energieverbrauch. In meinem Hotelzimmer: 27 Grad. Dauerlüftung. Zwei Einweg-Wasserflaschen und ein Schild mit dem Satz: „Bitte helfen Sie uns, die Umwelt zu schützen.“ Ich habe das Licht ausgemacht. Und das Vertrauen gleich mit.

Kapitel 3:

Social, oder:

Die Verpackung war inklusiv. Der Ton an der Kassa nicht.

Ich mochte euer Produkt.

Ich mochte nicht, wie man mich beim Umtausch behandelt hat. Auf dem Karton stand Vielfalt.

Im Laden war nur einer von uns willkommen. Schön, dass das Material recycelbar ist.

Mein Eindruck war es nicht.

Kapitel 4:

Menschenrechte, oder:

Wer näht eigentlich das Lob?

Eure Mode ist zertifiziert. Eure Story auch.

Ich habe mich gefragt, wer den Dank bekommt. Und wer den Mindestlohn. Ich weiß, dass es komplex ist.

Aber das hier fühlt sich nicht nach Verantwortung an. Sondern nach:

Wir haben’s überprüft. Ist nicht unser Problem.

Kapitel 5:

Kundenbindung, oder:

Ich war schon mal hier. Das habt ihr nicht gemerkt.

Ich habe bestellt. Mehr als einmal.

Jedes Mal musste ich mich neu erklären. In eurem Bericht steht: Kundenzentrierung.

Ich stand im Zentrum und war trotzdem nicht gemeint.

Anhang:

Empfehlungen der Kund:in

• Macht weniger Versprechen. Aber haltet sie.

• Redet weniger über Verantwortung. Und überlegt euch, wie sich Vertrauen anfühlt.

• Denkt eure ESG-Ziele vom Erlebnis aus. Nicht vom Reporting.

  
  

Fußnote:

Ich bin nicht euer KPI. Ich bin euer Eindruck.